Große Schneehaufen – sie machen Blinden die Orientierung im Straßenverkehr noch komplizierter, als sie häufig ohnehin schon ist.
„Diese Haufen können einen ganz schön durcheinanderbringen, wenn man zum Beispiel die Hauseinfahrten auf dem Weg zur nächsten Ampel zählen muss“, berichtete Renate Scheller-Stöber, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Bremen e.V..
Bei einem Treffen mit Scheller-Stöber informierte sich der Schwachhauser SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Hamann über aktuelle Anliegen jener Bürgerinnen und Bürger, die der Verein in Bremen vertritt. Denn gerade in Sachen Straßenverkehr gibt es – im Wortsinn – nach wie vor viele Stolperfallen für diese Personengruppe. Und das nicht nur im Winter.
Rainer Hamann: „Gerade aus diesem Grund ist es so wichtig, dass der „Stadtführer Barrierefreies Bremen“ fortgeführt werden kann. In den Haushaltsberatungen Ende vergangenen Jahres haben wir dafür die Grundlage gelegt.“
Laut Hamann ist geplant, nach der stark auf Kirchentagsbesucher zugeschnittenen ersten Ausgabe nun einen Stadtführer zu erarbeiten, der konsequent auf „Alltagstauglichkeit“ ausgerichtet sei. „Und dabei verdienen die Positionen der Blinden und Sehbehinderten eine stärkere Beachtung, als ihnen vielleicht bisher zuteil geworden ist“, so der SPD-Politiker.
Es dürfe dabei jedoch nicht darum gehen, verschiedene Personengruppen gegeneinander auszuspielen, sagte Hamann.
Denn was beispielsweise gut ist für Rollstuhlfahrer, kann Blinde völlig aus dem Tritt bringen – abgesenkte Bordsteinkanten zwischen Gehweg und Straße etwa, die es immer häufiger in Bremens Straßen gibt. „Damit kommen noch nicht mal Blindenhunde klar“, berichtet Vereinsvorsitzende Scheller-Stöber. Blinde bräuchten klare Kanten – und vor allem blindengerechte Ampeln.
Davon gebe es inzwischen erfreulicherweise jede Menge in der Stadt – die Kunst sei nur, sie auch zu finden. Für Sehbehinderte riskante Entwicklungen sind laut Scheller-Stöber immer mehr Kreisverkehre ohne Signalanlagen sowie der grüne Abbiege-Pfeil.
Optimal wäre ein spezielles Handy, mit dem man im Straßenraum „dezimetergenau“ navigieren und Ampeln und Straßenkanten identifizieren könne – Systeme, die andernorts bereits erprobt werden und über die sich die Bremer Sozialdemokraten bereits im Rahmen einer Anhörung informierten.
Hilfreich könnten der Vereinsvorsitzenden zu Folge auch akustische Ansagen an Haltestellen sein, welche Linie gerade einfährt. Störungen im ÖPNV sollten überdies in die Radio-Verkehrsnachrichten aufgenommen werden.
Rainer Hamann: „Für mich war dieses Gespräch sehr informativ. Jetzt geht es darum, die Anregungen ernsthaft zu diskutieren. Der öffentliche Raum muss für alle gesellschaftlichen Gruppen sicher zugänglich sein. Es ist noch viel zu tun, bis wir dieses Ziel erreicht haben.“
Das Bild zeigt Elke Dittmar (SPD Schwachhausen), den Bürgerschaftsabgeordneten Rainer Hamann, Anette Paul und Renate Scheller-Stöber (beide Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen e.V.).
Foto: SPD-Abgeordnetengemeinschaft