Aus: Weser-Kurier, Stadtteilumschau 24. März 2010. Von Andreas Becker
Schwachhausen. Der Bedarf an Kindertagesplätzen in Schwachhausen ist größer als noch vor kurzem angenommen. Neben dem geplanten Bau eines neuen Kindergartens auf dem Spielplatz An der Gete sind noch bis zu drei andere Standorte im Stadtteil vorgesehen. Dies gab Heidemarie Rose von der Sozialsenatorin auf der jüngsten Sitzung des Beirats bekannt.
„Wir haben eine schwierige Situation in Schwachhausen und müssen für die drei- bis sechsjährigen Kinder Lösungen an mehreren Standorten finden“, so die Behördenvertreterin. Damit sei noch vor wenigen Jahren nicht zu rechnen gewesen. Als weitere Standorte sind zurzeit das alte Hansewasser-Gebäude nahe der Schwachhauser Heerstraße mit 60 bis 80 Plätzen sowie die Fritz-Gansberg-Straße im Gespräch.
Mit dem deutlichen Anstieg der Geburtenzahlen im Stadtteil entwickelt sich Schwachhausen gegen den demografischen Trend in Bremen. Von dieser Entwicklung zeigte sich die Sozialbehörde überrascht. „Zusätzliche Kapazitäten in Schwachhausen zu schaffen, ist besonders schwierig, weil freie Flächen fehlen“, beschrieb Heidemarie Rose die Zwangslage der Behörde. Sie rechtfertigte damit die heftig umstrittene Entscheidung, einen Teil des Spielplatzes An der Gete als Bauplatz zu nutzen (wir berichteten).
Schule hat selbst Raumbedarf
Laut Hans-Peter Dick von der Sozialsenatorin habe die Behörde seit Sommer mit der Schule An der Gete verhandelt, um einen Teil des Schulgrundstücks für den Neubau nutzen zu können. Dies habe sich jedoch zerschlagen. „Die Schule hat selbst Raumbedarf. Die Außenflächen reichen für beide nicht aus“, urteilt Dick.
Nach Informationen von Immobilien Bremen sollen von 4500 Quadratmetern Spielplatzfläche bis zu 550 Quadratmeter bebaut werden. Darauf soll ein zweigeschossiger Kindergarten in Passivbauweise entstehen. Dazu kommt ein Außenflächenbedarf von 1100 Quadratmetern. Diese sollen nachmittags und am Wochenende den Kindern aus dem Stadtteil als Spielfläche zur Verfügung stehen. Außerdem bietet die Behörde an, entsprechende Ausgleichsflächen zu schaffen. Neben etlichen negativen Stimmen aus der Bevölkerung kritisierte vor allem Beiratssprecher Ralph Saxe (Grüne) die Baupläne. Zwar sei der Babyboom erfreulich, die Vernichtung von Spielplatzfläche konterkariere jedoch die Ziele der Spielleitplanung. „Das ganze Projekt würde unglaubwürdig. Der Beirat steckt in einer gewaltigen Zwickmühle“, findet Saxe. Als Ausweg schlug er eine Bebauung des Spielplatzes an der Freiligrathstraße vor, der von den Kindern schlecht angenommen wird.
Während die CDU für einen Kompromiss warb, warf Hans-Peter Weigel (Grüne) die Frage auf, warum nicht ein anderes städtisches Grundstück genutzt werde? Heidemarie Rose entgegnete, dass ein Alternativstandort nicht in der gleichen Zeit zu entwickeln sei. „Wir müssten mit einer Verzögerung von einem Jahr rechnen. Das können wir uns nicht leisten.“ Dies wollte der Beirat nicht hinnehmen. Einstimmig forderten die Fraktionen die Behörde auf, den Standort Freiligrathstraße ernsthaft zu prüfen. Eine Entscheidung soll am 22. April fallen.