Immer mehr Fußgänger auf Kurfürstenallee
Weser-Kurier, Stadtteilbeilage
SCHWACHHAUSEN Sie ist ein Relikt längst überholter Verkehrs- und Straßenbauplanung, zerschneidet den Stadtteil und entwickelt sich zunehmend als Gefahrenherd für Fußgänger und Radfahrer. Jetzt will der SPD-Ortsverein Schwachhausen Süd-Ost einen erneuten Anlauf nehmen, um die Situation auf der Kurfürstenallee zu entschärfen. Mittelfristig, davon ist auch der Beirat überzeugt, gehe kein Weg daran vorbei, die Betonpiste mit beampelten Kreuzungen zu versehen.
Die Planung der Kurfürstenallee stammt nach den Worten von SPD-Beiratsmitglied Rainer Hamann aus einer Zeit, in der dem Kraftfahrzeugverkehr absoluter Vorrang eingeräumt wurde. Für Fußgänger und Radfahrer sind deshalb vor rund 30 Jahren Brücken und Tunnel gebaut worden, die sich freilich nicht erst seit heute als abschreckend erweisen. Rollstuhlfahrer und Rollator-Benutzer zum Beispiel haben kaum Chancen, die „steilen“ Brücken zu überqueren. Und ein Fußgängertunnel wie der in Höhe Orleanstraße vertreibt die potenziellen Benutzer aufgrund seiner Dunkelheit, Verschmutzung und seines bestialischen Gestanks.
Fußgänger und Radfahrer, das beobachten auch die Beamten des zuständigen Eichhörnchenreviers mit zunehmender Sorge, greifen deshalb zur Selbsthilfe: Sie überqueren die Betonpiste an Stellen, wo es verboten und zudem gefährlich ist. Beispielsweise beim Postgebäude an der Bushaltestelle Brandenburger Straße, wo Fußgänger sich selbst sonntags auf den gefahrvollen Weg begeben.
An anderen Stellen zeugen zum Teil breit angelegte Trampelpfade von der „Initiative“ der benachteiligten Verkehrsteilnehmer: In Höhe Metzerstraße und Verdunstraße, das beweisen die Spuren im Erdreich, laufen Fußgänger scharenweise über die Kurfürstenallee. Und stadtauswärts, zu Beginn der Richard-Boljahn-Allee, hat auch ein 150 Meter langer Zaun die Überquerung der viel befahrenen Trasse nicht verhindern können.Der Beirat Schwachhausen hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Problematik befasst und Abhilfe gefordert. Bislang ohne Erfolg.
Deshalb hat der SPD-Ortsverein nach Mitteilung seines stellvertretenden Vorsitzenden Ferdinand Berghorn jetzt eine Fragebogenaktion unter den Anwohnern beiderseits der Kurfürstenallee gestartet.Um ein repräsentatives Meinungsbild zu erhalten, werden 600 Fragebögen verteilt. Unter anderem möchten die örtlichen Sozialdemokraten wissen, an welcher Stelle die Anwohner die Kurfürstenallee überqueren. Oder ob eine Zeitverzögerung für den Kfz-Verkehr zumutbar ist, damit Fußgänger die Straße überqueren können.
Letztlich, so der stellvertretende Ortsamtsleiter Ernst Kittlaus, werde die Stadt wohl nicht darum herumkommen, mit Ampeln bestückte Kreuzungen zu bauen und Brücken sowie Fußgängertunnel zu beseitigen. Bislang sind derartige Forderungen mit dem Hinweis auf Bremens finanzielle Möglichkeiten abgebürstet worden. Allerdings verschlingt zum Beispiel auch die regelmäßig erforderliche Sanierung der Brücken immer wieder öffentliche Gelder. Zudem, so Kittlaus, entsprächen die Brücken nicht mehr den heutigen Vorschriften. Sie seien für Rollstuhlfahrer und Rollator-Benutzer schlicht zu steil.